email an amann@schulchemie2.de Learning Chemistry
Die Schulchemie-Website.
School&Chemistry Website - since November 1995

Die Chemie-Stunde


(Schulgerechter) Nachweisgang ausgewählter organischer Substanzen:
Hinweise zu Schiffs Reagens

Arbeitsblatt (pdf)

Mögliche Fehlerquellen:

Selektivität:

Die Schiff'sche Probe eignet sich zur Unterscheidung der Alkanale von den Kohlenhydraten. Nach Zugabe von Schiffs Reagenz tritt bei Alkanalen sofort eine intensive Rot-/Violett-Färbung auf.
Kohlenhydratlösungen zeigen diese charakteristische Reaktion nicht. In stark konzentrierten Kohlenhydratlösungen kann zwar dennoch nach einiger Zeit eine schwache rötliche Färbung auftreten, aber dies beeinträchtigt die Unterscheidbarkeit nicht.
"Die Reaktion verläuft nicht mit Zuckern und Glyoxal, aromatischen Hydroxyaldehyden und alpha/beta-ungesättigten Aldehyden" (laut Wikipedia, Link I; diese Aussage wurde wörtlich aus dem Standardwerk "Organikum" übernommen). Gleichlautende Aussagen finden sich auch in weiteren einschlägigen Lehrbüchern (z. B. im oft genutzten Dane/Wille/Laatsch, "Kleines chemisches Praktikum").

Das alles gilt aber offensichtlich nur, solange die Probe nicht erwärmt wird (siehe Prof. Blume, Link II, und Thomas Seilnacht, Link III). Regel:

Versuchsdurchführung bei Zimmertemperatur.

Denn, wie leicht nachgeprüft werden kann:

Schiffs Reagenz färbt sich bereits ohne zugegebene Prüfsubstanz beim Erhitzen rötlich.
Bei unsachgemäßer Durchführung ist folglich mit der Schiff'schen Probe
kein Nachweis möglich.

Unter Wärmeeinwirkung zerfällt offenbar die (farblose) fuchsinschweflige Säure unter Freisetzung von Fuchsin (rot). Beim Abkühlen einer nicht zu stark - und nicht zu lang - erhitzten "Nicht-Aldehyd"-Probe mit Schiffs Reagenz sollte die aufgetretene Rotfärbung also wieder verschwinden (siehe Link IV, dort Nr. 8). Da durch die Wärmeeinwirkung die Konzentration der schwefligen Säure abnimmt (Freisetzung von Schwefeldioxid), bildet sich nach längerem bzw. starkem Erhitzen die fuchsinschweflige Säure allerdings auch in der Kälte nicht mehr zurück, die rote Farbe bleibt bestehen.

Das Ausbleiben der Farbreaktion mit Glucose - bei Zimmertemperatur! - lässt sich auf eine zu geringe Konzentration "freier" Aldehyd-Gruppen zurückführen. Die Regeneration des chromophoren Systems der fuchsinschwefligen Säure durch Reaktion mit R-CHO ist dadurch nicht mehr in ausreichendem Maße möglich. Diese Verringerung der Aldehyd-Konzentration unter die Nachweisgrenze wird von Prof. Blume (Link II) mit der im sauren Medium begünstigten Halbacetalbildung der Glucose (Ringschluss) erklärt. Peter Keusch (Uni Regensburg; Link V) und Prof. Seifert (Uni Bayreuth; Link VI) nennen eine weitere mögliche Ursache: Das in Schiffs Reagenz enthaltene Hydrogensulfit-Ion wird an die Aldehydgruppe der Probe addiert (Konkurrenzreaktion). "Der Grund für das Ausbleiben der Schiff-Reaktion bei Glucose könnte in der bevorzugten Bisulfitaddition bestehen" (Prof. Seifert, Link VI).

Empfindlichkeit: Da die Schiffsche Probe sehr empfindlich ist, können bereits kleinste Verunreinigungen zu Falsch-Positiv-Resultaten führen. Die verwendeten Reagenzgläser, Pipetten und sonstigen Gerätschaften müssen deshalb vor dem Versuch gründlich gereinigt werden; Blindproben mit destilliertem Wasser oder Ethanol (siehe unten!) sind empfehlenswert. Auch das bereitgestellte Schiffs Reagens selbst ist vor jeder Verwendung auf eine evtl. bereits vorhandene Rotfärbung zu überprüfen (aufgrund der Giftigkeit der schwefligen Säure sollte die Zubereitung des Reagens nicht den SchülerInnen überlassen werden).
Reihenfolge der Nachweise: Unsachgemäße Änderungen der Nachweis-Reihenfolge können - nicht nur in diesem Fall - ebenfalls zu falschen Resultaten führen. So muss z. B. die Fehling-Probe der Schiff'schen Probe vorangehen. Denn Alkohole enthalten geringe Anteile ihrer Oxidationsprodukte, die bereits eine unklare bzw. als positiv (fehl-)interpretierbare Schiff'sche Probe verursachen können (siehe oben). Auch "Ethanol absolut zur Analyse, Gehalt 99,9%" - eine Qualität, die im Schulunterricht wohl eher selten verwendet wird - enthält schon im Lieferzustand Spuren von Aldehyd. Eine vorhergehende Fehling-Probe würde dagegen bereits an dieser Stelle - und mit größerer Sicherheit - die Unterscheidung der Alkohole von den Alkanalen ermöglichen und damit direkt zu den entsprechenden Nachweisschritten führen (Lukas-Probe, Siedepunktbestimmung).

 

Links:

I.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsche_Probe
II.
http://www.chemieunterricht.de/dc2/haus/v063.htm
III.
http://www.seilnacht.com/Lexikon/orgschif.html
IV.
http://www.mgh.schulnetz.hamm.de/faecher/chemie/biochemie/Auswertung der Versuche zu den Kohlenhydraten3.pdf
V.
http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/nat_Fak_IV/Organische_Chemie/Didaktik/Keusch/p3_ald_add.htm
VI.
http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/cnat/fa_paare/schiffsche_probe.htm

Zurück


 

Hinweise zur Überprüfung der Wasserlöslichkeit Allgemeine Hinweise zum Trennungsgang Hinweise zur Seliwanoff-Probe Siedepunkte Siedepunkte Hinweise zur Lukas-Probe Hinweise zu Schiffs Reagenz Hinweise zur Fehling-Probe Hinweise zur Ninhydrin-Probe Siedepunkte Hinweise zur Fehlingprobe Modifizierte Fehling-Probe Hinweise zur pH-Prüfung